Selbständige Kreative nagen oft am Hungertuch

Eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin bestätigt, was viele selbständige Kreative und Künstler längst vermuten: Während Künstler mit festem Engagement und viele angestellte Kreative relativ gut verdienen, nagen besonders häufig selbständige Kreative am sprichwörtlichen Hungertuch. Ihr Einkommen liegt ungefähr bei der Hälfte dessen, was Selbständige in anderen Branchen verdienen, so die Studie. Untersucht haben die DIW-Experten die Situation der Kreativen in Berlin. Viele Ergebnisse gelten aber auch bundesweit.

Allerdings weisen die Berliner Künstler- und Kreativbranchen einige Besonderheiten auf. So ist zwar die Zahl der Künstler und Kreativberufler in Berlin im vergangenen Jahrzehnt deutlicher gestiegen als in den Vergleichsregionen Hamburg, Köln, Düsseldorf, Rhein-Main, Stuttgart und München, beim Einkommen blieb Berlin hingegen zurück – vor allem bei den Kreativberuflern. Die selbständigen Künstler und Kreativen in Berlin müssen mit einem oft nur sehr geringen Einkommen leben.

Noch am besten verdienen in Berlin angestellte Musiker und darstellende Künstler. Mundelius spricht in diesem Zusammenhang vom „Philharmonikereffekt“. Selbständige Künstler dagegen verfügen durchschnittlich über weniger als die Hälfte des Einkommens von Selbständigen anderer Berufsgruppen. „Viele verdienen netto nicht einmal 700 Euro“, und die Einkommensschere gehe immer weiter auf, warnt DIW-Experte Marco Mundelius.

Auch in den anderen Regionen Deutschlands erzielen selbständige Künstler und Kreative ein relativ niedriges Einkommen, aber doch zehn Prozent mehr als ihre Berliner Kollegen. Lediglich im Bereich Film, Rundfunk und Fernsehen sind die Einkommen der Selbständigen überdurchschnittlich.

Das DIW Berlin befürchtet für die Zukunft eine steigende Altersarmut bei Künstlern und Kreativen. Die Untersuchung habe gezeigt, dass sich viele Künstler ausschließlich auf die Künstlersozialkasse verlassen. Die reiche aber als Instrument zur Alterssicherung nicht aus, warnt das Institut.

Ausführliche Analysen bietet der Wochenbericht des DIW, Ausgabe 9/2009. Er steht als kostenloser Download im Internet bereit. (DIW/ml)