Medienbranche: Deutsche Verlage fühlen sich an ihren Standorten wohl

Studierende der Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) fragten deutsche Verlage nach den zentralen Kriterien für ihre Standortwahl und ihre Zufriedenheit mit ihrem Standort. Berücksichtigt wurden Verlage in den fünf größten Verlagsstandorten Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Stuttgart. Zwei Drittel der befragten Verlage sind Buchverlage. Das Ergebnis fiel recht positiv aus: Neun von zehn Verlagen (91 %) sind demnach mit ihrer Ortswahl zufrieden.

Für die Unternehmen prägen vor allem die Ansiedlung traditioneller Verlage, der Sitz großer Medienkonzerne sowie ein dichtes Netz an Content-Lieferanten das Standort-Image, wobei die Häufigkeit und die Rangfolge der Nennungen in den Verlagsregionen unterschiedlich sind. Für die Verlage spielen aber nicht nur der aktuelle Status, sondern auch die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten eine Rolle. Jeder vierte Verlag bietet bereits digitale Produkte an, etwa die Hälfte baut diesen Bereich derzeit auf.

Vor allem für Verlage in Hamburg (45 %) und München (39 %) ist deshalb auch die künftige Ansiedlung von Zukunftsbranchen und -unternehmen (etwa Technologieanbieter) wichtig, im Schnitt aller Standorte sagen dies 31 %. Ebenfalls rund jeder dritte Befragte bewertete die regionalen Netzwerke mit strategischen Kooperationspartnern als gut.

Weniger etabliert sind dagegen Netzwerke, bei denen es um die Generierung von Innovationen im Verlagsbereich geht. Auch werden die Chancen einer Partnerschaft mit Hochschulen eher unzureichend ausgeschöpft. Sorge bereitet den Entscheidern der befragten Verlage, künftig ausreichend Fachkräfte zu finden. Lediglich 42 % können ihren Bedarf heute in der Region decken. Nur jeder Dritte war mit dem Spektrum der vorhandenen Aus- und Weiterbildungsangebote zufrieden. „Der sogenannte War-for-Talents hat bereits begonnen. Der Zugang zu qualifizierten Absolventen und die Fortbildungsangebote für Mitarbeiter zählen künftig zu den zentralen Herausforderungen für die Verlage“, warnen deshalb die Professoren Dr. Martin Engstler und Holger Nohr.

Entsprechend positiv schätzen daher die Verlagsmitarbeiter an den fünf Standorten ihre Perspektiven ein: Fast die Hälfte aller Studienteilnehmer (46 %) und mehr als drei Viertel (78 %) der Befragten in der Region München glauben, dass anspruchsvolle Aufgaben auf sie warten. Sie schätzen darüber hinaus den wachsenden Stellenmarkt in den Zukunftsbereichen E-Books, Online-Medien und mobile Medien (46 %).

Die hochqualifizierten Mitarbeiter erwarten spezifische Fortbildungsangebote, mit denen nur ein Drittel (36 %) aktuell zufrieden ist. Aspekte wie eine gute Verkehrsanbindung, ein leistungsfähiger Personennahverkehr, vielfältige Kultur- und Freizeitangebote, die zur Lebensqualität in den großen Verlagsregionen beitragen, sind in allen untersuchten Ballungsgebieten gut abgedeckt. 91 % aller Befragten fühlen sich an ihrem Standort wohl. „Die Standorte entsprechen also schon weitgehend dem gewünschten oder dem erwarteten Profil“, loben Engstler und Nohr. Für den idealen Standort gewinne die Vernetzung mit Zukunftsbranchen sowie das Potenzial an Innovationspartnerschaften mit Unternehmen oder Hochschulen an Bedeutung.

Die einzelnen Verlagsstandorte zeichnen in den Augen der Studienteilnehmer jedoch unterschiedliche Merkmale aus:

  • Berlin sehen sie vor allem als Treffpunkt für überregionale Events. Die Befragten schätzen in der Hauptstadt das enge Netz an Content-Lieferanten.
  • Frankfurt glänzt mit dem Branchenevent Buchmesse.
  • In Hamburg sind die meisten Zukunftsbranchen zu finden, auch gehören dort die meisten digitalen Verlagsprodukte zum Angebot der Unternehmen.
  • München ist der Standort traditioneller Verlagsmarken. Hier bietet ein wachsender Stellenmarkt in Zukunftsbereichen (wie etwa den digitalen Geschäftsmodellen) für hoch qualifizierte Hochschulabsolventen besonders gute Chancen.
  • In Stuttgart pflegen die Verlage enge Partnerschaften mit den Hochschulen, wo sie auch geeignete Nachwuchskräfte finden. Digitalen Verlagsprodukten wird eine hohe Bedeutung beigemessen. Dafür will man sich auch neuen Partnerschaften öffnen.

Die Verlage wurden in den Monaten Juni und Juli 2011 befragt. In die Auswertung flossen 137 gültige Antwortbögen ein. Dies entspricht einer recht hohen Beteiligungsquote von 36 %. Die Studie kann über das Institut für Kreativwirtschaft an der HdM bezogen werden. (Quelle: HdM/ml)