Konjunktur im Mittelstand: KMU sehen noch kein Ende des Aufschwungs

Die Stimmung im deutschen Mittelstand sei rekordverdächtig gut, meldete heute die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Gut die Hälfte der 4300 von ihr im Rahmen einer Konjunkturstudie befragten klei­nen und mittleren Unternehmen (53,0 %) bezeichnen demnach ihre aktuelle Geschäftslage als „sehr gut“ oder „gut“. Im Vorjahr waren lediglich 34,3 % der befragten Unternehmen so zufrieden. Die No­ten „mangelhaft“ oder „ungenügend“ werden derzeit nur noch von 3,8 % der Befragten vergeben (Frühjahr 2010: 10,8 %). Damit er­reicht das Stimmungsbarometer des Mittelstandes, den Rekordwert von 49,2 Punkten (Vorjahr: 23,5 Punkte).

Bei den mittelständischen Unternehmen füllen sich derzeit die Auftragsbücher und die Umsätze steigen. So meldet jeder Dritte (33,0 %) einen Zuwachs seines Auftrags­bestandes, während ein Siebtel der Befragten (14,8 %) in den vergangenen Monaten Auftragsrückgänge hinnehmen musste. Auf ein Umsatzplus im Vergleich zum vergangenen Herbst konnte ebenfalls ein Drittel der Mittelständler (32,7 %) verweisen. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2010 hatten dies nur 19,4 % der Unternehmen angegeben. Gleichzeitig verringerte sich der Anteil der Unternehmen, die über Umsatzrückgänge klagen, von 37,7 % im Vorjahr auf ein Fünftel (19,5 %). Damit überwiegt zum ersten Mal in einer Creditreform Frühjahrsbefragung der Anteil der Unternehmen, die ein Umsatzplus erwirtschafteten. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Unternehmen mit Umsatzzu­wächsen findet sich im Verarbeitenden Gewerbe (43,5 %) sowie im Handel (35,3 %).

Der Wirtschaftsaufschwung sorgt für einen steigenden Arbeitskräftebedarf. So hat jedes vierte mittelständische Unternehmen (24,3 %) im Verlaufe der vergangenen sechs Monate zusätzliches Personal eingestellt. Knapp zwei Drittel der Unternehmen (63,6 %) hielten die Belegschaftsgröße unverändert und jeder Neunte (11,1 %) nahm Entlassungen vor. Neu eingestellt werden im Mittelstand vorwiegend sozialversicherungspflichtige Vollzeitkräfte (76,6 % der Befragten). Flexible Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit– und Minijobs spielten nur eine untergeordnete Rolle. Selbst am Bau sind während des Winterhalbjahres 2010/11 zusätzliche Jobs entstanden. Der Anteil der Bauunternehmen, die mehr Mitarbeiter als im letzten Herbst beschäftigen, liegt mit 15,9 % aber unter den Anteilswerten im Verarbeitenden Gewerbe (27,4 %), im Dienstleistungssektor (26,3 %) und im Handel (24,2 %).

Die mittelständischen Unternehmen blicken zudem sehr optimistisch in die nahe Zukunft. 43,9 % der Befragten rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einem Umsatzanstieg (Vorjahr: 31,0 %). Parallel dazu schwindet die Zahl der Pessimisten: Vor einem Jahr befürchteten 17,5 % ein Umsatzminus, in diesem Frühjahr sind es nur 7,1 %. Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Umsatzerwartungen übertrifft somit den bisherigen Rekordwert im Jahr 2000 (31,9 Punkte) und liegt aktuell bei 36,8 Punkten. Der Optimismus hat zudem alle Bereiche erfasst. Im Handel (48,9 %) und im Verarbeitenden Gewerbe (45,0 %) rechnet jeweils knapp die Hälfte der Befragten mit Umsatzsteigerungen. Im Dienstleistungssektor erreicht dieser Anteilswert 44,0 %, im Bausektor 35,9 %.

Im Zuge von steigenden Auftragseingängen und optimistischen Umsatzerwartungen werden auch die Personalplanungen nach oben angepasst. Ein Viertel der mittelständischen Unternehmen (25,1 %) möchte in den kommenden Monaten die Beschäftigtenzahl aufstocken (Vorjahr: 18,2 %). Einen Stellenabbau planen nur 4,7 % der Befragten, nachdem das im vergangenen Frühjahr noch 10,4 % der Unternehmen angekündigt hatten.

Investitionen stehen bei 53,4 % der Befragten auf der Agenda. Das ist nicht nur ein deutlich höherer Anteil als im vergangenen Frühjahr (44,3 %). Er liegt auch signifikant über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (44,4 %). Die kleinen und mittleren Unternehmen erhöhen auch den Umfang ihrer Investitionsausgaben: Wenn investiert wird, stellen immerhin 53,8 % der Unternehmen ein höheres und 35,9 % ein unverändertes Budget bereit. Zudem planen mehr Betriebe Erweiterungsinvestitionen (52,5 %; Vorjahr: 50,3 %).

Am investitionsfreudigsten zeigen sich Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe (58,1 %), gefolgt von Dienstleistungsfirmen (56,2 %). Den größten Sprung in der Investitionsbereitschaft zeigt der Handel (von 33,7 % auf nun 47,4 %). Dank der Entspannung auf den Finanz- und Kreditmärkten waren Finanzierungsschwierigkeiten nur bei jedem siebten Mittelständler (14,1 %) der Hinderungsgrund für die unterlassene Investitionstätigkeit (Vorjahr: 19,3 %).

Die Ertragslage im Mittelstand verbessert sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung zunehmend. Im Frühjahr 2011 berichten 22,9 % der Unternehmen von einer besseren und 24,1 % der Befragten von einer schlechteren Ertragslage als im Herbst 2010. Zum Vergleich: Bei der Creditreform Befragung im letzen Frühjahr sprachen noch 42,5 % der Mittelständler von einem Ertragsrückgang. Die wieder zurückgewonnene Ertragskraft werde im Mittelstand für erhöhte finanzielle Stabilität sorgen, so Creditreform.

Auch für die Ertragsentwicklung in den kommenden Monaten sind die befragten Unternehmen optimistisch. 37,4 % der Mittelständler rechnen mit einem höheren Gewinn, nur 13,0 Prozent erwarten einen niedrigeren. Dadurch verfügen immer mehr Mittelständler über eine solide Eigenkapitalquote von über 30 % im Verhältnis zur Bilanzsumme. Mit 27,1 % ist dieser Anteil auf den höchsten Wert seit 20 Jahren gestiegen. Noch gibt es aber Bedarf für eine weitere Stärkung der Kapitalbasis in den Unternehmen. Immerhin leiden drei von zehn Unternehmen (29,9 %; Vorjahr: 28,7 %) unter Eigenkapitalmangel, da ihre Eigenkapitalquote weniger als 10 % ausmacht. Nachholbedarf haben hierbei vor allem Bauunternehmen, unter denen 42,1 % als zu schwach kapitalisiert gelten sowie Betriebe mit zehn bis 50 Mitarbeitern.

Die aktuelle Ausgabe Frühjahr 2011 der Studie Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, der die genannten Umfrageergebnisse entstammen, steht als kostenloser Download online zur Verfügung.

(Creditreform / ml)