Maschinen- und Anlagenbau: TU Darmstadt eröffnet Zentrum gegen Produktpiraterie

Auf rund 6,4 Milliarden Euro schätzen die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer ihre jährlichen Umsatzeinbußen durch Produktpiraterie. An der Technischen Universität Darmstadt unterstützt das heute eröffnete Centrum für Angewandte Methoden gegen Produktpiraterie (CAMP) betroffene Firmen im Kampf gegen den geistigen Diebstahl. Diese Unterstützung ist dringend geboten, denn zwei Drittel der deutschen Anlagenbauer sind nach eigenen Angaben von Produktpiraterie betroffen.

Die negativen Folgen reichen von Umsatzverlusten über Imageschäden bis zu unberechtigten Regressforderungen, wenn die Kunden Imitationen in dem Glauben kaufen, es handele sich um ein Original. Um Originalhersteller vor diesen und weiteren Folgen der Produktpiraterie zu schützen, eröffneten das Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt, das Patentinformationszentrum Darmstadt und das Unternehmen Festo nun das CAMP.

Die neue Einrichtung bündelt die Expertise u. a. aus den Bereichen Risikobewertung, Organisation von Know-how-Schutz im Unternehmen sowie Realisierung technischer Schutzkonzepte. Sie dient außerdem betroffenen Unternehmen als zentraler Ansprechpartner zum Thema Produkt- und Know-how-Schutz.

Die CAMP-Partner verfügen über ein IT-basiertes Analysewerkzeug, mit dessen Hilfe die Unternehmen ihre Schutzlücken finden und passende Schutzmaßnahmen auswählen können. So empfiehlt das Risikoprozessmodell je nach Art der Gefährdung unter anderem den Einsatz von Kennzeichnungstechnologien oder Computer-Programmen, die CAD-Datenmodelle so bearbeiten, dass wettbewerbsrelevantes Wissen geschützt, aber gleichzeitig die Zusammenarbeit mit einem Entwicklungspartner noch möglich ist.

Außerdem haben die Partner des CAMP ein technisches Konzept zum Schutz von Werkzeugmaschinenkomponenten entwickelt: Dabei prüft die Maschinensteuerung automatisch, ob es sich bei den eingebauten Komponenten um Originale handelt. Dadurch kann der Originalhersteller ungerechtfertigte Regressansprüche ausschließen und dem Kunden die Gewissheit bieten, auch nach einem Austausch von Ersatzteilen über eine leistungsfähige und sichere Werkzeugmaschine zu verfügen.

Das CAMP ist aus dem Verbundprojekt ProOriginal entstanden, das 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert worden war. In dem Projekt entwickelte ein Konsortium aus Industrie und Wissenschaft über drei Jahre hinweg Maßnahmen und Methoden zum Schutz vor Piraterie und Know-how-Abfluss für Werkzeugmaschinenhersteller und ihre Produkte.

Die CAMP-Gründungsmitglieder wollen die Ergebnisse des Projekts durch Beratung, Schulungen und Networking-Veranstaltungen interessierten Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau zugänglich machen.

(TU Darmstadt / ml)