Unternehmenskredite: Mezzanine-Tilgung wird zum Damoklesschwert

In den Jahren vor der Finanzkrise rieten seriöse Finanzierungsex­per­ten mittelständischen Unternehmen mit geringer Bonität oder aus­ge­schöpften Kreditlinien immer wieder dazu, an Mezzanine-Pro­gram­men teilzunehmen, um ihre Kapitallücken zu schließen. Nun, da die Programm-Mezzanine auslaufen und die abschließenden Tilgungen anstehen, müssen in vielen Fällen mangels Kapital für die Rück­zah­lung Anschlussfinanzierungen her. Ähnlich günstige kapital­markt­orientierte Finanzierungsform gibt es aber mittlerweile nicht mehr. Damit stellt sich die Refinanzierung für viele Unternehmen als exis­tenz­bedrohende Falle dar, wie eine aktuelle Studie der EBS Busi­ness School und IKB Deutsche Industriebank ergab.

In den meisten Fällen diente das Mezzanine-Kapital den Unternehmen als Alternative zu teuren oder nicht gewährten Bankkrediten, die zudem – zumindest in der Form des Equity Mezzanine – keine negative Auswirkung auf die Bonität hatte, da Equity Mezzanine dem Eigenkapital zugerechnet wird.

Mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen am Kapitalmarkt allerdings drastisch verändert. Die EBS Business School und die IKB Deutsche Industriebank haben deshalb das Ausmaß der Refinanzierungsprobleme von Unternehmen untersucht, die vor der Finanzkrise Mezzanine-Programme in Anspruch genommen hatten. Ihre gemeinsame, bislang umfassendste Studie zum Thema besagt, dass 60 % der befragten Unternehmen eine Anschlussfinanzierung benötigen. Vier Fünftel dieser Unternehmen stufen die Anschlussfinanzierung als bedeutend oder sehr bedeutend ein. Viele Unternehmen wünschen sich für die Refinanzierung der Programm-Mezzanine sogar staatliche Unterstützung.

Immerhin geht es um Milliardensummen: In den Jahren zwischen 2004 und 2007 wurde Mezzanine-Kapital in Höhe von insgesamt 4,1 Milliarden Euro in 14 Transaktionen von mehreren Banken und Sponsoren verbrieft (ohne das von Merill Lynch finanzierte PULS-Programm). 3,7 Milliarden Euro davon erhielten 534 deutsche Unternehmen. Diese günstige kapitalmarktorientierte Finanzierungsform steht allerdings heute und auf absehbare Zeit nicht mehr zur Verfügung. Wesentlicher Grund hierfür ist die nachhaltige Verfehlung der Investoren-Erwartungen: Insgesamt mussten die Mezzanine-Programme allein aufgrund der Insolvenz von mindestens 31 teilnehmenden Unternehmen bereits 12,4 % des ursprünglichen Marktvolumens abschreiben; wobei die Programme im Vergleich sehr unterschiedlich liegen.

Diese Insolvenzen standen jedoch in keinem Zusammenhang mit der Nutzung von Programm-Mezzanine oder dem damit verbundenen Refinanzierungsbedarf. Sie hatten nach Meinung der Studienautoren folgende Ursachen:

  • Schon kurz nach dem Start der Programme kam es zu Insolvenzen, die offenbar auf Betrug basierten.
  • Aufgrund des intensiven Wettbewerbs der Programmanbieter konnten manche Unternehmen die Mezzanine mehrfach nutzen.
  • Viele Unternehmen gerieten aufgrund der Finanzkrise unvorhergesehen in eine schwierige Lage.

Die Studie ergab aber auch, dass sich das Mezzanine-Kapital bei vielen Unternehmen in der Krisenzeit positiv auswirkte. Mehr noch: Aus der umfassenden Befragung ergeben sich keine Anhaltspunkte für eine systemische Refinanzierungsproblematik, von der alle Programm-Mezzanine nutzenden Unternehmen betroffen wären. 40 % der befragten Unternehmen sehen ihren Refinanzierungsbedarf bereits heute als gesichert an. Rund drei Viertel dieser Firmen können die Refinanzierung alleine aus dem laufenden Cashflow darstellen, zum Teil flankiert durch Gesellschaftereinlagen und -darlehen. Einige Unternehmen wollen zusätzlich Bankkredite einsetzen. Sonstige Finanzierungsformen spielen in den Überlegungen dieser Unternehmen keine Rolle.

Bei den befragten Unternehmen, die eine Anschlussfinanzierung benötigen, ist der Refinanzierungsbedarf häufig signifikant geringer als der abzulösende Mezzanine-Betrag. Nur die Hälfte dieser Unternehmen beschäftigt sich aber bereits konkret mit der Anschlussfinanzierung. Zwei Drittel der Befragten rechnen damit, von der privaten Finanzwirtschaft eine Anschlussfinanzierung zu erhalten, die ihren Vorstellungen entspricht. Wichtigste denkbare Refinanzierungsform ist der Bankkredit (63 %). Mindestens jeweils 20 % der Unternehmen erwägen aber auch den Einsatz von Individual-Mezzanine, Beteiligungskapital und Nachrangdarlehen.

Grundsätzlich beurteilen die Unternehmen das Finanzierungsprodukt Programm-Mezzanine sehr positiv. Rund vier Fünftel der befragten Unternehmen würden sich auch mit heutigem Wissen erneut für diese Finanzierungsform entscheiden.

53 % der Unternehmen sind daher auch der Meinung, dass die öffentliche Hand sie bei der Refinanzierung der Programm-Mezzanine unterstützen sollte. Als denkbare Maßnahmen nennen nahezu sämtliche Unternehmen die Gewährung von Bürgschaften bzw. Programmkredite mit Haftungsfreistellungen. Diesem Anforderungsprofil würden neuaufgelegte Funds für Nachrangdarlehen bzw. Genussscheine entsprechen, also Produkte, bei denen Dritten keine unternehmerischen Mitspracherechte eingeräumt werden.

Über das Untersuchungsziel hinaus zieht die IKB aus den Ergebnissen der Studie den Schluss, dass für die breite Bildung von Eigenkapital im Mittelstand die Mobilisierung von Mitteln über den Kapitalmarkt wahrscheinlich noch wichtiger geworden ist als vor der Krise. Zukünftig wird nicht nur die Anschlussfinanzierung der bestehenden Mezzanine-Mittel, sondern insgesamt eine Stärkung der Eigenmittel im Unternehmenssektor erforderlich sein. Die voraussichtlichen Auswirkungen der Vielzahl von regulatorischen Vorhaben auf die Kreditvergabemöglichkeiten der Banken deuten in diese Richtung.

Die Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung. (IKB / ml)