Globaler Wettbewerb: Deutsche Arbeitskosten kein Standortvorteil

Die industriellen Arbeitskosten je Stunde haben sich nach Angaben des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zwischen den Jahren 2000 und 2009 im Jahresschnitt in Westdeutschland um 2,3 % und in Ostdeutschland um 2,4 % erhöht. Das erscheint in der Tat wenig, denn international war der Zuwachs nur in Japan, der Schweiz und Kanada geringer. Allerdings seien damit bestenfalls die Sünden der Vergangenheit wettgemacht worden, relativieren die IW-Experten die scheinbare Zurückhaltung.

Vor allem Gewerkschaften weisen gerne darauf hin, dass in anderen Ländern innerhalb und außerhalb der EU die Arbeitskosten sehr viel stärker gestiegen seien. Und tatsächlich mussten die französischen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in den vergangenen neun Jahren ein jährliches Kostenplus von 3,1 % verkraften. In den USA belief sich das Plus auf 3,3 % und in Großbritannien sogar auf 4,1 %.

Das Argument, Deutschland habe sich mit seiner moderaten Lohnpolitik im vergangenen Jahrzehnt auf den Exportmärkten Wettbewerbsvorteile verschafft und die Binnenkonjunktur vernachlässigt, greife jedoch zu kurz, so das Kölner Institut. Denn mit dem Tritt auf die Kostenbremse seien nicht einmal die Sünden der Vergangenheit wettgemacht worden. So lagen im Jahr 2009 die Arbeitskosten in der westdeutschen Industrie immer noch um 29 % über dem durchschnittlichen Niveau der fortgeschrittenen Volkswirtschaften – 1991 waren es erst 23 %.

Mit 36,05 Euro je Arbeitnehmerstunde schulterten die westdeutschen Industriefirmen außerdem die vierthöchsten Arbeitskosten der Welt. Nur in Norwegen, Belgien, und der Schweiz mussten die Unternehmen zuletzt mehr Geld für Löhne und Lohnnebenkosten aufbringen. Ostdeutschland hingegen präsentiert sich laut IW nach wie vor als günstiger Standort – dort produziert die Industrie mit Arbeitskosten von 21,11 Euro die Stunde.

(IW Köln / ml)