Arbeitskosten: Für weniger Arbeit gab es weniger Geld

Die Arbeitskosten pro Vollzeitbeschäftigtem sind 2009 im Produzierenden Gewerbe erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik gesunken, meldet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Der Grund sind aber keineswegs gesunkene Löhne, sondern eine geschrumpfte Arbeitszeit, denn durch Kurzarbeit, Überstundenabbau und ähnliche Maßnahmen verringerte sich die Arbeitszeit pro Beschäftigtem um mehr als 6 %.

Die gute Nachricht: Die Wirtschaftskrise hat auf dem Arbeitsmarkt bisher nur vergleichsweise geringen Schaden angerichtet. Selbst im Produzierenden Gewerbe, dessen Wirtschaftsleistung im Jahr 2009 um 15 % eingebrochen ist, waren lediglich 2 % weniger Mitarbeiter beschäftigt als 2008.

Die schlechte Nachricht: Die Beschäftigten mussten im Schnitt deutlich früher nach Hause gehen als in ökonomisch besseren Zeiten. Dadurch wurden Überstunden abgebaut, Arbeitszeitkonten leergeräumt und die Kurzarbeit massiv ausgeweitet. Infolge dieser verringerten Arbeitszeit sind die Arbeitskosten je Vollzeitbeschäftigtem 2009 im Westen um 2,1 % und im Osten um 0,8 % gesunken.

Die Wirtschaftskrise hat darüber hinaus aber auch in der Struktur der Arbeitskos­ten ihre Spuren hinterlassen.

In Westdeutschland sind im Produzierenden Gewerbe die Arbeitskosten je Vollzeitkraft im Jahr 2009 auf das Niveau von 2007 zurückgefallen. Sie waren mit 54.890 Euro um 1200 Euro bzw. 2,1 % niedriger als 2008. Dabei ist das Entgelt für arbeitsfreie Tage sogar gestiegen (siehe Tabelle). Es macht jetzt 10,2 % des Jahresverdienstes aus – 2008 waren es erst 9,8 %.

Verantwortlich dafür sind die sogenannten Remanenzkosten der Kurzarbeit. Diese wird zwar vom Staat kräftig bezuschusst, ist aber für Unternehmen keineswegs kostenfrei:

  • Die Vergütung für Urlaubs– und Feiertage richtet sich auch weiter am normalen Wochenpensum aus.
  • Die Sozialversicherungsbeiträge sind ebenfalls zunächst fast ungeschmälert fällig, wenngleich der Staat den halben oder – bei Weiterbildungsmaßnahmen oder längerer Dauer der Kurzarbeit – sogar den ganzen Betrag zurückerstattet.

Auf jeden 100-Euro-Schein für das Jahresentgelt mussten die Arbeitgeber im vergangenen Jahr 18,50 Euro für Sozialversicherungsbeiträge drauflegen. Im Jahr 2008 waren es 10 Cent weniger.

Direkten Einfluss hat die Wirtschaftskrise auch auf die Finanzierung der betrieblichen Altersversorgung und die sonstigen Personalzusatzkosten:

  • Mehr Insolvenzen haben die Beiträge für den Pensionssicherungsverein in die Höhe schießen lassen.
  • Die Aufwendungen für Entlassungsentschädigungen sind wegen häufigerer Jobverluste höher.

Insgesamt gesehen stiegen die Personalzusatzkosten in Vergleich zum Entgelt für geleistete Arbeit (dem sogenannten Direktentgelt) von 71,3 % im Jahr 2008 auf 72,4 % in 2009.

In den neuen Ländern Ostdeutschlands mussten 2009 für eine Vollzeitkraft durchschnittlich 36.830 Euro gezahlt werden. Damit bleibt es beim ostdeutschen Kostenvorteil von rund einem Drittel gegenüber dem Westen. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Arbeitskosten um 0,8 %.

Dass die Arbeitskosten im Osten nicht so stark zurückgegangen sind wie im Westen, erklärt sich vor allem dadurch, dass das Produzierende Gewerbe in den Ostländern weniger heftig unter der Krise gelitten hat. Die Personalzusatzkostenquote stieg in den neuen Bundesländern dennoch von 60,1 auf 61,1 %.

(IW Köln/ml)