Unternehmensformen: Europäische Aktiengesellschaft in Deutschland etabliert

Gut fünf Jahre nach Inkrafttreten hat sich die Rechtsform Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea – SE) in der deutschen Unternehmenslandschaft als feste Größe etabliert. Nicht nur Branchenriesen wie BASF, Allianz, MAN oder Porsche, sondern auch zahlreiche mittelständische Unternehmen bedienen sich inzwischen dieser attraktiven europäischen Rechtsform. Das ergaben Untersuchungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena.Das an der Uni angesiedelte Institut für Rechtstatsachenforschung zum Deutschen und Europäischen Unternehmensrecht ermittelte Ende Oktober insgesamt 106 Europäische Aktiengesellschaften mit Sitz in Deutschland. Deutsche „SE-Hauptstadt“ ist München mit 21, gefolgt von Berlin mit 14 und Frankfurt/M. sowie Düsseldorf mit jeweils 6 Gesellschaften. Aber auch kleinere Ortschaften wie Gutach im Breisgau oder Mühlhausen im Täle haben „ihre“ SE.

Einer der großen Vorteile der SE ist das Wahlrecht hinsichtlich der Leitungsverfassung: Anstelle des dualistischen (zweigeteilten) Systems mit seiner klassischen funktionalen und personellen Zweiteilung zwischen Leitungs- und Aufsichtsorgan können SE sich auch für ein monistisches System mit einem einheitlichen Verwaltungsorgan nach angloamerikanischem Vorbild entscheiden. Nach der aktuellen Studie des Instituts für Rechtstatsachenforschung sind beide Varianten bei „deutschen“ SE derzeit gleichermaßen beliebt. Größere SE entscheiden sich jedoch sehr häufig für das dualistische System, während kleinere und mittelgroße SE eher für das monistische System optieren.

Institutsdirektor Prof. Dr. Walter Bayer wundert sich über den Erfolg dieser Gesellschaftsform keineswegs: „Sie bietet nicht nur ein Wahlrecht zwischen monistischer und dualistischer Leitungsverfassung, sondern erleichtert auch grenzüberschreitende Umstrukturierungen und Sitzverlegungen ganz wesentlich. Weitere große Pluspunkte sind die Verhandelbarkeit der Arbeitnehmermitbestimmung sowie nicht zuletzt auch das Prestige einer internationalen Gesellschaft.“

(idw/ml)