Umweltprämie half bisher vor allem dem Handel

Eine erste Bilanz der Auswirkungen der Umweltprämie für die Abwrackung alter Autos zeigt, dass sich die Umsätze der Händler von Kraftwagen und die der Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen seit Einführung der Prämie uneinheitlich entwickelt haben. In den ersten fünf Monaten des Jahres – seit Einführung der Prämie – konnte der Handel mit in- und ausländischen Pkw in Deutschland gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum eine reale Umsatzsteigerung verbuchen. Dagegen verzeichneten die Kraftfahrzeughersteller in der gleichen Zeit einen deutlichen Umsatzrückgang.Auch der Außenhandel entwickelte sich in dieser Zeitspanne uneinheitlich: Ausgeführt wurden von Januar bis Mai 2009 deutlich weniger Autos aus Deutschland als in den ersten fünf Monaten des Jahres 2008, während der Import von Pkw nach Deutschland in diesem Zeitraum zunahm.

Mit der Umweltprämie – umgangssprachlich auch Abwrackprämie genannt – wollte die Bundesregierung die Verschrottung alter und den Kauf neuer Pkw fördern. Wie die Statistik zum Binnenhandel nun zeigt, konnte der Handel mit Personenkraftwagen mit einem Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen in Deutschland in den ersten fünf Monaten des Jahres 2009 tatsächlich eine reale Umsatzsteigerung von 4,7 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum erzielen.

Nach den Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes lag in diesem Zeitraum die Zahl der Neuzulassungen um 22,8 % über dem Vorjahreswert. Der Unterschied von Umsatzsteigerung und Zuwachs bei den Neuzulassungen ist durch die unterschiedlichen Entwicklungen der Neuzulassungen in den einzelnen Fahrzeugsegmenten begründet. Kleinere, kostengünstigere Pkw bis zur Kompaktklasse wurden von Januar bis Mai 2009 häufiger verkauft als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Bei größeren Personenkraftwagen – außer bei Geländewagen und Vans – ging die Anzahl der Neuzulassungen indes zurück.

Anders als im Handel sah die Entwicklung bei Unternehmen aus, die sich auf Reparatur und Instandhaltung von Kraftfahrzeugen bis 3,5 Tonnen spezialisiert haben. Bei diesen ging von Januar bis Mai 2009 der reale Umsatz um 3,8 % gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum zurück. Nominal betrug der Umsatzrückgang in diesem Wirtschaftszweig 150 Millionen Euro, dem jedoch eine Umsatzsteigerung beim Handel mit Kraftwagen von knapp 2,5 Milliarden Euro gegenüberstand.

Insgesamt verlor der gesamte Wirtschaftszweig der Hersteller von Kraftwagen und Kraftwagenteilen gewaltig an Umsatz. Für die ersten fünf Monaten des laufenden Jahres lagen diese bei nur noch knapp 100 Milliarden Euro, fast ein Drittel (32,5 %) weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Während der Inlandsumsatz um 20,9 % zurückging, sank der Auslandsumsatz sogar um 39,8 %.

So wurden im Zeitraum Januar bis Mai 2009 insgesamt 1,2 Millionen neue Pkw im Wert von etwas über 24 Milliarden Euro aus Deutschland ausgeführt. Damit wurden rund 38,0 % weniger Autos exportiert als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der wertmäßige Rückgang der Ausfuhren betrug 39,6 %.

Die Außenhandelsstatistik zeigt außerdem, dass im Gegenzug mit 950.000 Pkw im Wert von rund 11,5 Milliarden Euro in den Monaten Januar bis Mai 2009 deutlich mehr Kraftfahrzeuge nach Deutsch­land eingeführt als ausgeführt wurden. Damit lag die Anzahl der insgesamt importierten Fahrzeuge um 11,5 % höher als im Vorjahr. Besonders Autos mit Benzinmotor zwischen 1000 und 1500 Kubikmetern Hubraum wurden stark nachgefragt (+94,7 %). Auch Dieselfahrzeuge unter 1500 Kubikmetern wurden häufiger eingeführt (+65 %). Fahrzeuge größerer Hubraumklassen hatten dagegen Rückgänge zu verzeichnen.

Insgesamt ist die Bilanz der Umweltprämie ausgesprochen zwiespältig. Interessant dürften für eine abschließende Einschätzung gegen Mitte nächsten Jahres deshalb die nachgelagerten Wirkungen im Handel und bei den Herstellern sowie im Gebrauchtwagenmarkt und bei den Werkstätten sein.

(Statistisches Bundesamt/ml)

Anmerkung der Redaktion: Derzeit stehen nach Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nur noch Fördergelder für rund 181.000 Prämienanträge (Stand 17. August) zur Verfügung. Das reicht – der Nachfrage in den letzten Wochen entsprechend – nur noch für rund drei Wochen, also bis gut 14 Tage vor der Bundestagswahl. Da stellt sich die spannende Frage, ob so kurz vor der Wahl – wider jede wirtschaftlich Vernunft – nicht doch noch eine Diskussion über eine weitere Verlängerung aufflammen wird. Mit Sicherheit wird sie dem Verlierer hinterher zumindest eine gute Ausrede für sein Wahldebakel liefern. (ml)