DIHK sieht Wendepunkt für die deutsche Wirtschaft

Die heute vorgestellte „Konjunkturumfrage Frühsommer 2009“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zeigt, dass die Zuversicht in der deutschen Wirtschaft gegenüber dem Jahresbeginn zugenommen hat. Sie reiht sich damit ein in eine wachsende Zahl optimistischer Konjunkturprognosen, darunter die ebenfalls heute vorgestellte Prognose des ZEW (wir berichteten darüber). Besonderes Gewicht besitzt die DIHK-Studie allerdings durch die direkte Befragung von rund 22.000 Unternehmen, darunter der Mittelstand, der den deutschen Konsumenten und damit dem realen Markt näher steht als jede andere Unternehmenskategorie. „Waren zu Jahresbeginn die Erwartungen der Unternehmen noch weit schlechter als die Geschäftslage, beginnt sich das Bild nun allmählich zu drehen: Die Geschäftserwartungen zeigen sich im Frühsommer etwas aufgehellt“, lobt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben, der die Ergebnisse der Erhebung heute in Berlin vorstellte.

Trotz dieser ersten positiven Signale lägen Geschäftserwartungen und Lagebeurteilungen krisenbedingt allerdings nach wie vor auf zu tiefem und teilweise sogar auf erschreckend niedrigem Niveau, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Ein Absinken des Bruttoinlandsprodukts von 6 % könne deshalb nicht ausgeschlossen werden.

Das werde sich in den nächsten Monaten auch auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen. Der DIHK rechne mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit in der Größenordnung von 3,7 Millionen, was in der Prognose des Verbands einem Jahresendstand von 4 Millionen entspreche.

Die deutschen Industriebetriebe sind laut DIHK hinsichtlich des Auslandsgeschäfts etwas zuversichtlicher geworden. Konsumnahe Branchen, wie Einzelhandel, Freizeitwirtschaft oder Gastgewerbe, können zwar von diesen Impulsen nicht unmittelbar profitieren, sie stützen sich jedoch bislang auf einen relativ stabilen Konsum. Allerdings mit der Folge, dass durch die Verschlechterung des Arbeitsmarkts in diesen Branchen die Erwartungen jetzt sinken.

Da die Kapazitäten schlecht ausgelastet sind, reduzieren die Unternehmen ihre Investitionen für die nächsten Monate weiter. Die Mittel der Wahl sind vor allem Ersatz und Rationalisierung. Ein Kapazitätsaufbau findet in kaum einem Unternehmen statt.

Insgesamt, so Wansleben, müsse von einem eher holprigen Aufwärtspfad ausgegangen werden. Denn „neben arbeitsmarktbedingten Rückschlägen bleibt das Finanzierungsthema auch in den kommenden Monaten für viele Unternehmen eine schwierige Herausforderung. Gerade in den exportstarken Teilen unserer Wirtschaft haben sich die Finanzierungsbedingungen zuletzt sichtlich verschlechtert.“

Der mögliche Aufschwung dürfe nicht durch Finanzierungsengpässe abgewürgt werden, warnte Wansleben. Unternehmen müsse aus krisenbedingten und akuten Liquiditätsklemmen geholfen werden – zumindest solange die Bankenprobleme noch nicht ausgestanden seien. Betriebswirtschaftliche Fehler einzelner Firmen sollten aber nicht mit Steuergeld ausgebügelt werden.

Die ebenfalls heute vorgestellte Sonderauswertung der Konjunkturumfrage zu den Kreditkonditionen zeigt, dass derzeit zwar keine flächendeckende Kreditklemme bei den Unternehmen in Deutschland“ existiert und wieder mehr Unternehmen Kredite zu verbesserten Konditionen beziehen. Es wächst aber auch die Zahl der Unternehmen, die massive Probleme bei der Kreditversorgung haben. Die Liquiditätsengpässe gefährden zunehmend die Existenz von Betrieben, aber auch die Vorfinanzierung inzwischen wieder vermehrt eingehender Aufträge. DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann: „Mich sorgt sehr, dass davon gerade kleine Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern betroffen sind.“

Der DIHK-Präsident warnt: „Das gefährdet einen möglichen Aufschwung.“ Er bemängelt, dass die Risiken in der Realwirtschaft durch die gängigen Rating-Methoden derzeit überschätzt würden. „Ich werbe sehr dafür, dass im Alltag der Kreditvergabe an diesem Punkt pragmatischer entschieden wird“, so Driftmann.

Sowohl die komplette „Konjunkturumfrage Frühsommer 2009“ als auch die komplette „Sonderauswertung Kreditkonditionen“ stehen als kostenlose Downloads online zur Verfügung. (DIHK/ml)