Grünes Licht für neue Internet-Endungen

Bisher kann nur der erste Teil der Internet-Adressen vor dem Punkt frei gewählt werden, wenn das Markenrecht gewahrt bleibt. Die Endungen hinter dem Punkt, die so genannten generischen Top Level Domains (TLDs) werden durch die „Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“ (ICANN) streng begrenzt. Neue Erweiterungen gab es bisher nur, wenn ICANN darin einen Nutzen für die Internet-Gemeinde sah, wie zum Beispiel bei „.eu“. Ende letzter Woche beschloss ICANN jedoch, auch die TLDs nach Marktkriterien zu vergeben.

Die Internet-Verwaltung ICANN hat auf ihrer Sitzung in Paris am Donnerstag grundsätzlich grünes Licht für neue Top Level Domains gegeben. Bald sind nicht nur Länderkennungen wie „.de“ und andere bekannte Kürzel wie „.com“, „.net“ und „.org“ möglich. Auch Städte und Regionen können künftig eigene Webseiten-Endungen haben. So sind in Deutschland Bewerbungen für die Adressen „.berlin“ und „.hamburg“ geplant.

Auch neue themenbezogene Kennungen wie „.sport“ oder Domain-Endungen für große Unternehmen und Institutionen sind nun denkbar.

Die Nutzer müssen sich aber noch mindestens bis 2009 gedulden, ehe sie Webseiten mit den neuen Endungen registrieren können. Zuerst müssen interessierte Städte, Regionen und Unternehmen die gewünschten Namensräume beantragen. Die nötige Ausschreibung startet nach der Einschätzung des Branchenverbands BITKOM frühestens im zweiten Quartal des nächsten Jahres.

Unternehmen und Personen mit berechtigten eigenen Interessen sollen in den ersten Monaten Vorrang haben. Eine solche so genannte Sunrise-Periode hat sich bereits bei der Einführung der Endung „.eu“ bewährt.

Es gibt aber auch eine Menge sensible Streitpunkte rund um die Umsetzung. So muss entschieden werden, welche Instanz darüber richtet, wann Markenrechte durch TLDs verletzt werden, wie mit staatlichen und religiösen Bedenken gegen TLDs umgegangen wird, wenn diese religiöse, ethnische oder ethische Gefühle verletzen könnten oder politisch unerwünscht sind. Jede direkte Regelung über eine nicht allgemein anerkannte internationale und neutrale Instanz könnte schnell zum Vorwurf der Zensur führen.

Ganz sicher werden sich für die Wirtschaft aber viele zusätzliche Chancen eröffnen. Inwieweit der Mittelstand davon profitieren kann, wird auch von den damit verbundenen Kosten abhängen. Die Preise für neue TLDs könnten – so war aus dem Kreis der Teilnehmer in Paris zu hören – bis zu einer viertel Million US-Dollar betragen. Von offizieller Seite hieß es, die Kosten pro TLD werden in jedem Fall über 100.000 Dollar liegen.

(BITKOM/ml)