Viele wollen mit dem Handy bezahlen, können aber nicht

An den Endkunden liegt es nach Meinung der Experten nicht – die wollen schon seit Jahren mit dem Handy bezahlen. Immerhin knapp 50% der Deutschen würden das Handy gern für Zahlungsvorgänge nutzen. Anders als in Japan, Spanien oder neuerdings Belgien zogen nur die Anbieter von Bezahlverfahren bisher nicht so recht mit. Ob sich das 2008 ändert, wird die Augsburger Mobile-Commerce-Konferenz MCTA am 28. und 29. Januar in Augsburg zeigen. Sie zählt zu den wichtigsten Konferenzen im Bereich des so genannten Mobile-Payment.

Zwei Mobilfunkanbieter, die T-Com und ein spezialisierter M-Payment-Anbieter gehen Anfang 2008 mit neuen Diensten für das Bezahlen mit dem Handy in den Markt und zeigen ihre Lösungen erstmals auf der MCTA. Während die großen Mobilfunkanbieter und Banken sich über Jahre komplett aus dem Markt hielten, kamen die spezialisierten Mobile-Payment-Anbieter bisher nicht aus ihrer Nische heraus und die wirklich spannenden Anwendungen wurden nicht an die Öffentlichkeit getragen.

Das alles soll im gerade begonnenen Jahr anders werden, versprechen die Veranstalter der Konferenz: Eine Reihe von Anbietern dränge mit realen Lösungen in den Markt. Während in den acht Jahren M-Payment-Geschichte auf dem deutschen Markt noch kein einziger Mobilfunkanbieter ein Verfahren vorgestellt hat, das über ein Pilot- oder Schattendasein hinausgekommen wäre, treten nun gleich zwei der vier deutschen Mobilfunkanbieter gleichzeitig und mit einer ähnlichen Lösung auf den Plan: Vodafone und O2. Details werden derzeit noch gehütet.

Im M-Payment-Markt mitmischen wird 2008 auch ein Player, den bisher nur wenige auf der Rechnung hatten: Die T-Com, die ab Februar 2008 das M-Payment-Verfahren „Call & Pay Flexible“ anbietet. Und die Rechnung ist auch gleich das Stichwort. Denn der Kunde nutzt zwar sein Handy, um die Zahlung zu autorisieren, die Abrechnung erfolgt dann aber die Festnetzrechnung der T-Com, so dass es bei diesem Verfahren – anders als bei Vodafone und O2 – keine Rolle spielt, aus welchem Mobilfunknetz der Kunde kommt. Zunächst wird es das Verfahren nur für die Bezahlung an Automaten geben – laut den Studien der Universität Augsburg eines der spannendsten Szenarien für das M-Payment überhaupt.

Der dritte im Bunde ist das Bezahlverfahren LUUPAY, angeboten vom E-Geld-Institut Contopronto AS mit Sitz in Oslo. Das Verfahren, das beispielsweise auch in Großbritannien und Polen am Markt ist, ist bereits seit eineinhalb Jahren am deutschen Markt aktiv. Contopronto ist dabei der einzige spezialisierte M-Payment-Anbieter, der sich aus seiner Nische heraus zu Massenanwendungen bewegt. Eine davon ist die Aufladung von Prepaid-Handys mit der Technik von LUUPAY. Obwohl hierfür erst ab Februar überhaupt richtig Werbung gemacht werden wird, läuft schon eine sechsstellige Zahl an Transaktionen monatlich über die Systeme – mit zweistelligen Wachstumsraten im Monat. Sowohl Geschenkaufladungen, z.B. von Vater an Tochter, als auch das Senden von Geldbeträgen von Kunde zu Kunde ist möglich. Besonderen Wert legt LUUPAY dabei auf Jugendschutz. So können Minderjährige bei LUUPAY grundsätzlich nur Transaktionen gegen Vorkasse ausführen – selbst wenn sie bereits im Besitz einer Kreditkarte sind.

Bei so viel Innovation stellt sich die Frage, ob das M-Payment-Problem nun endlich gelöst ist. Dr. Key Pousttchi, Leiter der Arbeitsgruppe Mobile Commerce an der Universität Augsburg und Initiator der Konferenz, mahnt da zur Vorsicht: „Wir glauben, dass 2008 ein entscheidendes Jahr im M-Payment werden kann. Die Einstiegsszenarien sehen hier schon sehr gut aus. Aber entscheidend wird sein, dass man die Verfahren jetzt schon weiterentwickelt, um den Kunden in absehbarer Zeit, Schritt für Schritt, die ganze Palette anbieten zu können. Sonst bleiben sie Gelegenheitsnutzer.“ Das Programm der Konferenz teht im Internet bereit. (idw/ml)