Brandbrief an die Banken

Im Mittelstand macht sich Wut breit. Während die Banken unter dem Schlagwort Basel II kleinen und mittleren Unternehmen die Kreditvergabe weitgehend verwehren, beteiligt man sich an milliardenschweren faulen Krediten aus dem Ausland.“ So jedenfalls beschreibt der Präsident des Bundesverbands der Dienstleistungswirtschaft (BDWi), Werner Küsters die Stimmung seiner Verbandsmitglieder in einem öffentlichen Brief an die Banken. Und in der Tat: Die jüngsten Bankenturbulenzen um faule Immobilienanlagen in den USA entbehren so gesehen nicht einer gewissen Ironie.

Angesichts der jüngsten Versager von Basel-II-Ratingverfahren bei Auslandsanlagen spricht sich der BDWi deshalb dafür aus, zum alten Vertrauensverhältnis von Banken zu ihren mittelständischen Kunden zurückzukehren. Mit der von den Banken vehement befürworteten Einführung von Basel II habe man das persönliche Vertrauensverhältnis des Bankmitarbeiters zu seinen Kunden durch ein entpersonalisiertes Ratingverfahren ersetzt. Mit mathematischen Standardverfahren habe man Kredite sicherer machen wollen. „Rating“ sei das unsägliche Zauberwort, mit dem man seither den Mittelstand drangsaliere und nicht selten geschäftlich ausboote, so Küsters weiter.

„Ohne das Ansehen des betroffenen Unternehmens zu berücksichtigen, genügt die Klassifizierung in eine sog. Risikobranche, um eine Kreditvergabe von Seiten der Bank abzulehnen“, schreibt Küsters in seinem Brandbrief. Offensichtlich habe das viel gepriesene Ratingverfahren jetzt aber völlig versagt. „Eine solche Krise, wie von Basel II ausgelöst, hat es zuvor nie gegeben“, erläutert Küsters. „Nicht mechanisierte Ratingverfahren, durchgeführt durch anonyme Apparate, sondern das persönliche Vertrauensverhältnis vor Ort muss im Bankgeschäft wieder entscheidend werden. Dies hilft dem Mittelstand, dies nützt der Bank, dies nützt insgesamt der deutschen Wirtschaft“, so Küsters flammender Appell. (BDWi/ml)