Made in Germany ist begehrtes Spionageziel

Die Erkenntnis ist nicht neu, aber durch neue Vorfälle wieder ins Bewusstsein gerückt worden: Manche Gäste und Geschäftspartner aus dem Ausland kehren mit unfreiwillig überlassenem Know-how nach Hause zurück. Der Schaden für die deutschen Unternehmen durch Wirtschafts- und Konkurrenzspionage liegt im zweistelligen Milliarden-Euro-Bereich. Ziel sind besonders oft kleine und mittlere Hightech-Unternehmen, da große Firmen in aller Regel besser funktionierende Sicherheitsstrukturen aufweisen.

Der Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans Elmar Remberg, bestätigte vor kurzem, dass es einen Anstieg von Wirtschaftsspionage vor allem aus China und Russland gibt. Bereits vor 20 Jahren stellte China mit dem Programm 863 (Ji Hua) die Weichen um die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Forschung und Entwicklung von Hochtechnologie zu fördern. Teil des Programms ist die Verpflichtung chinesischer Studenten, die ins Ausland gelassen werden, sich nach ihrer Rückkehr bei der Partei zu revanchieren. Die aktuelle Studie der Result Group zum Thema Informationsabfluss belegt, dass dieses Programm noch heute aktuell ist und in der jüngeren Vergangenheit mehrfach chinesische Studenten, Diplomanden und Praktikanten im Verdacht standen, deutsches Know-how auszuspionieren. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes hat sich China zudem auf den Einsatz von Hackern spezialisiert.

In seiner Jahresbotschaft 2006 an die Föderalversammlung zur Lage der Nation forderte auch Putin dazu auf, dass sich Russland in den Hightech Bereichen um jeden Preis an die Spitze setzen müsse. Dass Russland dabei auch auf Wirtschaftsspionage setzt, liegt nahe. Nach Erkenntnissen von Remberg, betreibt neben China vor allem Russland Wirtschaftsspionage in Deutschland. Die russischen Dienste arbeiten dabei primär mit Agenten um ihre Ziele zu erreichen.

Das Know-how und die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft stehen hoch im Kurs. Obwohl sehr häufig der Produktionsstandort in Billiglohnländer verlagert wird, sind Forschung und Entwicklung vieler Firmen noch in Deutschland. Hier werden neue Produkte generiert und der Grundstein für die Wertschöpfungskette gelegt. Leider muss man feststellen, dass deutsche Unternehmen immer häufiger lohnende Objekte für fremde Nachrichtendienste sind und es zunehmend mehr Firmen gibt, die sich nicht mehr nur auf die eigene Entwicklungsleistung verlassen wollen, sondern die Ideen lieber beim Konkurrenten ausspionieren.

Die Result Group – selbst Anbieter von Sicherheits- und Krisenmanagement-Konzepten – rät zu entsprechender Beratung durch Experten, aber auch zu präventiven Maßnahmen vor der Einstellung von Personal, zur Einrichtung abhörsicherer Räume und zur Absuche nach Wanzen. Gerade wichtige Vorstandssitzungen oder vertrauliche Besprechungen im Vorfeld von Joint Ventures seien gefährdet, durch modernste technische Funkübertragungsmodule oder manipulierte Telefonanlagen belauscht zu werden, so das Unternehmen. (na/ml)